Vera Viehöfer ist CEO der geno kom Agenturgruppe, darunter die Live-Marketing-Agentur ereignishaus. Im Interview spricht sie über ihr erstes Kinderbuch und antwortet mit der Walt-Disney-Methode, denkt über cooperative thinking nach und anschlussfähige Kommunikation und hat als Kölnerin mehrere Hüte auf.
Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?
Ich liebe Musik, schließlich war ich mal Sängerin. Doch bin ich weder eine große Konzertgängerin, noch singe ich gerne Karaoke (1). Ich liebe es, auf allen Ebenen dazuzulernen, daher habe ich in meinem Leben nicht nur diverse Sportarten ausprobiert, sondern u.a. einen Fallschirmspringer-, einen Tauch-, einen Surf- und Klettertrainerschein gemacht (2). Aktuell mache ich auch noch meinen MBA (Digital Corporate Governance) – und ich brauche dringend mehr als 24 Stunden am Tag (3). Inspiriert durch meine Frau schreibe ich gerade an meinem ersten Kinderbuch. Eigentlich wollte ich immer Journalistin und Buchautorin werden – kann ich jetzt vielleicht eine Kolumne bekommen? Resümee: Zur Freude und zum Leid meines Umfelds, bin ich sehr aktiv und höre selten auf zu Denken (4). Und einen Fun-Fact hebe ich mir für mein erstes Buch auf.
Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?
Die Walt-Disney-Methode benennt drei Charaktere: den Träumer, Kritiker und Realisten. Wenn ich diese Frage als Träumerin beantworte, sage ich die unendlichen Möglichkeiten, die unsere moderne Welt uns eröffnet, von KI bis hin zu gänzlich neuen Formen der Kooperation und Gemeinschaft – das Wissen, das wir erlangt haben und miteinander teilen.
Wenn ich diese Frage als Kritikerin beantworte, sind es die immer gleichen Fehler, die wir als Menschheit begehen. Wir sind eine Spezies, die noch nicht lange auf diesem Planeten existiert und statt zu verstehen, dass die überleben, die sich anpassen, versuchen wir alles zu formen und der Welt unsere Struktur aufzudrücken. Macht, Territorium und die immer gleichen zum Scheitern verurteilten Ideen kommen auf den Tisch und produzieren die gleichen Probleme.
Als Realistin möchte ich euch allen sagen: Packt mit an, wir können nicht alles richten, aber wir können so vieles besser machen! Jeder positive Impuls, löst Positives aus und wenn wir über Gleichheit sprechen, lasst uns alle miteinschließen. Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexuelle Orientierung dürfen nicht Anlass sein zu urteilen, zu diskriminieren und zu hassen. Systeme verändern sich nicht von allein, also ändern wir sie aktiv zu einem Besseren. #cooperativethinking
Die geno kom Agenturgruppe ist eine Tochter des genossenschaftlichen Verbundes in Deutschland, die das Ziel hat, echte Verbindungen zwischen Menschen und Marken zu schaffen. Wie lässt sich Markentreue angesichts hoher Inflation und gestiegener Preise erzeugen?
Aus meiner Sicht muss der Fokus auf der Beziehung zu den Kund*innen liegen, wer als Marke Nutzenführer sein und bleiben will, muss sich vor allem hierauf konzentrieren. Diese Wahrnehmung von Wertschätzung ist gerade am Anfang der Customer Journey wichtig und relevant. Darüber hinaus spielt die Haltung von Marken für die Loyalität von Kund*innen eine erhebliche Rolle. Sicherlich führt die Inflation dazu, dass genauer auf den Preis geschaut wird. Daher muss die Marke ihren Wert steigern und die Customer diese Werthaltigkeit auch spüren lassen. Neben der Entwicklung des Bestandgeschäftes gilt es auch Innovation voranzutreiben und neue Kundensegmente zu erschließen. Das Fachwort hierfür ist Ambidextrie und in Zeiten der digitalen Transformation nicht mehr wegzudenken. Aber die Sicht immer nur auf den Absatzmarkt zu richten, ist zu kurz gesprungen, auch die Employee-Experience ist relevant, damit die Verbindung zwischen Menschen und Marken bestehen bleibt.
Unsere Welt ist so vielfältig und auch so missverständlich – daher muss Kommunikation authentisch, ehrlich und eben anschlussfähig sein.
Ihr werbt auf eurer Website: “We transform information into communication.” Wie macht ihr das?
Indem wir anschlussfähige Kommunikation entwickeln und Marken und Menschen in den Austausch und Dialog bringen. Zahlen und Fakten sind ohne entsprechendes Hintergrundwissen interpretationsfähig. Wir wollen für unsere Kund*innen aber eindeutige und nachvollziehbare Kommunikation gestalten und die Geschichte der Marken, die wir betreuen, authentisch und verständlich wiedergeben und mitgestalten. Wir leben in einer hybriden Welt, in dieser hat der kommunikative Umgang miteinander und die Begegnung einen großen Stellenwert. Unsere Welt ist so vielfältig und auch so missverständlich – daher muss Kommunikation authentisch, ehrlich und eben anschlussfähig sein.
Du führst die Geschäfte der geno kom Werbeagentur Gmbh und des ereignishaus live-marketing und zu eurer Agenturgruppe gehört die incognito, darüber hinaus engagierst dich ehrenamtlich im Vorstand der Bundesvereinigung der Veranstaltungswirtschaft, kurz fwd. Wie bringst du das unter einen Hut?
Ich bin nicht allein … 😊 Sowohl privat als auch im Unternehmen, dem Verband oder auch seitens des Gesellschafters erhalte ich unheimlich viel Unterstützung, Rat und Reflektion. Menschen glauben an das, was wir tun, und ich habe das große Glück mit Freunden zu arbeiten, zu entwickeln und ehrliches Feedback zu bekommen. Darüber hinaus brauche ich zum Glück nicht ganz so viel Schlaf und mir macht das alles wahnsinnig viel Spaß. Und als gute Kölnerin habe ich natürlich auch mehrere Hüte – Kölle Alaaf!
Du bist außerdem Gründungsmitglied des gemeinnützigen Vereins She Means Community rund um die Themen Diversity, Gender Equality und Female Empowerment. Welches Thema liegt dir am Herzen?
Wo fange ich an … Gerechtigkeit und Gleichheit – Verständnis füreinander und mehr Demut! Und davon sind wir an so vielen Stellen im beruflichen Umfeld noch so weit entfernt. Wir arbeiten und leben in einem System, das sich nur sehr langsam verändert. Fair enough – wir alle haben Vorurteile und Schubladen, die es so einfach machen die Welt in unserer Bubble zu verstehen und ihre Komplexität zu reduzieren. Aber sich von alten Glaubenssätzen zu lösen und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, kann ein Anfang sein, etwas zu verändern. Vielfalt verändert die Welt zum Besseren, wer das nicht versteht und lebt, muss dazu lernen oder zurücktreten.
Vera Viehöfer: „Die vielen Möglichkeiten, die Neugier und die unermüdliche Energie der Natur faszinieren mich. Jahr für Jahr gehe ich mit Sunny unserer Hündin auf den gleichen Pfaden.“ Foto: Jessica Su-Youn Hucken
Was treibt dich an?
Ich mich und ihr alle mich. Meine eigenen Ambitionen als auch die Inspiration, die ich von anderen und der Welt um mich herum, ziehe. Die vielen Möglichkeiten, die Neugier und die unermüdliche Energie der Natur faszinieren mich. Jahr für Jahr gehe ich mit Sunny unserer Hündin auf den gleichen Pfaden. Zu sehen, wie sich die Natur im Verlauf eines Jahres verändert, regeneriert und neues erschafft, ist immer wieder so beeindruckend für mich, dass es mich antreibt, weiterzumachen, Fortschritte zu erzielen und dem natürlichen Lauf der Dinge zu folgen.
Eine Idee der She Means Community ist, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und stärken. Hier ist Platz für deine drei Shout-outs. (Bitte mit kurzer Begründung)
Radikale Töchter: Ich hatte die Ehre Cesy Leonard auf einem der BrandEx Festivals kennenzulernen. Eine tolle Initiative für Demokratie, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit.
Bazar de nuit: Eine Initiative von meiner ehemaligen Kollegin Carina, die diese mit anderen gemeinsam bereits während ihrer Ausbildung gestartet hat und seit Jahren damit Spendengelder zusammenträgt.
She Means Community: Weil all die Menschen, die sich für unser Vorhaben engagieren mir wirklich ans Herz gewachsen sind und weil ich das nicht oft genug sagen kann. Und ich bin dankbar, dass ihr mich auch dazu geholt habt.
Charta der Vielfalt: Ich weiß, Natascha hat sie schon genannt, aber es ist wirklich eine Herzensangelegenheit hier auch noch einmal auf sie aufmerksam zu machen.
Welche Frage hat dir gefehlt?
Vielleicht … Wie können wir dich bei all deinen Vorhaben unterstützen? Spaß bei Seite, das waren schon so viele Fragen. Wer sich austauschen will oder mehr erfahren möchte, schreibt mir einfach.
Wer soll „Woman of the month” im November 2023 werden?
Miriam Janke. Wir haben uns hier bei der She Means Community kennengelernt und so viele wertvolle Gedanken geteilt. Miriam ist eine tolle, kreative Business-Frau und es lohnt sich, sie kennenzulernen. Talk & Tango – viel Spaß beim Kennenlernen.
Kerstin Wünsch
Fotos copyright: Jessica Su-Youn Hucken