„Wir brauchen gerade alle Orientierung“

Tanja Knecht ist Brand Ambassador der IMEX Group, Founder MICE Ladies und geschäftsführende Gesellschafterin der MICE Impact GmbH sowie Mitgründerin des gemeinnützigen Vereins She Means Community. Im Interview spricht sie über das Verbindende von Veranstaltungen und deren Beitrag zu positiver Veränderung, das „Event-im-Event“-Konzept zur Messe IMEX, Mut und Visionen, die Wirklichkeit werden.

Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?

Ob als Snowboard-Rennfahrerin in den späten 80-er Jahren im Burton-Team (1), als Surflehrerin in der Dominikanischen Republik und einen Sommer lang auf einer kleinen griechischen Insel vor bzw. nach meinem Studium (2) oder ein mehrmonatiges Betriebspraktikum in Moskau (3). Ob der Zeitpunkt des Beginns meiner Selbständigkeit – zeitgleich mit meiner Schwangerschaft (4) – oder mein berufsbegleitendes Masterstudium mit einem Neugeborenen und jetzt die Gründung der MICE Impact GmbH im letzten Jahr (5): Ich challenge gerne meine eigene Komfortzone!

Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?

Ich spüre, dass die Rolle unserer globalen Veranstaltungsbranche gerade jetzt immer wichtiger wird: Menschen jenseits von Religionen, Kulturen, Sprachen, Geschlechtern, Generationen zu vereinen und zu verbinden erscheint mir wesentlicher denn je. Für die Demokratie, für Sinnstiftung und für Diversität. Und für Innovation und Transformation. Menschen zu verbinden und Perspektiven zu erweitern erhält damit eine ganz neue Tiefe. Diese Aufgabe aktiv wahrzunehmen, einen positiven Veränderungsbeitrag für unsere großen gemeinsamen Herausforderungen zu leisten, Brücken zu bauen und dafür Dialoge und Formate mit Mehrwert zu entwickeln, das beschäftigt mich.

Mehr denn je brauchen wir gerade alle Orientierung – als Gegenpol zu den vielen Dingen, die so unfassbar und ungreifbar erscheinen: zu den Kriegen, der digitalen Beschleunigung, die auch vielen Angst macht, zur Unsicherheit unserer post-pandemischen Welt. Hier möchte ich Mut machen, Impulse setzen und durch neue sinnstiftende und erlebnisorientierte Formate Menschen verbinden. Ich möchte anregen, uns auf die Dinge, die wir gestalten und damit beeinflussen können, zu fokussieren.

Ich spüre, dass die Rolle unserer globalen Veranstaltungsbranche gerade jetzt immer wichtiger wird: Menschen jenseits von Religionen, Kulturen, Sprachen, Geschlechtern, Generationen zu vereinen.

Du hast die MICE Impact Academy gegründet. MICE steht für Meetings, Incentives, Conventions und Exhibitions/Events. Was versteht du unter Impact?

Impact bedeutet für mich in erster Linie, in die Handlung zu kommen, um positiven Mehrwert zu erschaffen. Im Wort „Impact“ steckt ja auch das Wort „act“ drin. Inhaltlich bedeutet Impact für mich, durch neue Konzepte, Initiativen, Formate, Projekte und Ideen aktiv und ko-kreativ Antworten auf die großen Herausforderungen, denen wir uns alle stellen müssen, zu finden. Heruntergebrochen auf unsere Branche sehe ich hier sehr konkret die drei Themenfelder Nachhaltigkeit, Legacy durch unsere Veranstaltungen und Projekte (was auf deutsch zu übersetzen etwas schwierig ist – ich finde, das Wort „Wirkkraft“ ganz gut) und die Nachwuchsarbeit. Und natürlich das Thema Female Empowerment.

Auf der IMEX 2024 vom 14. bis 16. Mai in Frankfurt launchen wir unsere „Young Stars Academy“, bei der wir mit Agenturen kooperieren, indem wir deren Nachwuchskräfte weiterbilden und während der IMEX-Woche an die Hand nehmen. Im Sinne eines „Event-im-Event“-Konzeptes erleben die BrancheneinsteigerInnen ein cooles „Impact Young Stars“ Programm. Mit unserer Impact Community, die gerade im Aufbau ist, möchte ich möglichst viele Menschen unserer Branche zusammenzubringen, ko-kreativ vernetzen, inspirieren. Ich möchte die Planer- mit der Supplier-Seite durch mehr Qualität verbinden, jenseits von Sales-Pitches und Speed-Datings, indem wir gemeinsam anschauen, wie wir Antworten finden können auf die großen Herausforderungen. Die MICE Impact Academy zur IMEX ist hierfür ein schönes Beispiel.

 

Wie können Business Events Impact erzeugen?

Indem wir dafür sorgen, dass wir mit unseren Events einen positiven Veränderungsbeitrag zu den großen Herausforderungen schaffen. Einen bleibenden Mehrwert, zusätzlich zu Informationsvermittlung und Spaß. Indem wir Menschen tiefer verbinden, auch jenseits beruflicher Identitäten und Rollen. Indem wir Menschen dazu inspirieren, zusammen etwas Neues, etwas Sinnstiftendes zu gestalten und persönlich zu wachsen. Indem wir in den Destinationen, in denen wir unsere Veranstaltungen durchführen einen positiven Mehrwert schaffen – beispielsweise über Wissenstransfer, Perspektiverweiterung oder sinnstiftendes Volunteering.

 

Du hast die MICE Ladies gegründet? Wer seid ihr und was macht ihr?

Die MICE Ladies sind ein Herzensthema von mir. Wir sind eine kleine feine „Travel Tribe“ für die Business-Events-Branche und kombinieren Netzwerken, Weiterbildung und Persönlichkeitsentwicklung mit viel Spaß und tiefgreifenden persönlichen Begegnungen auf Reisen in spannende Destinationen. Dabei vernetzen wir Frauen der Veranstaltungsbranche durch außergewöhnliche und inspirierende Erlebnisse – über Kulturen, Generationen und Religionen hinweg – untereinander und auch mit inspirierenden Frauen in den Destinationen der Gastgeber, die uns als Botschafterinnen ihre Heimat näherbringen und ihre persönlichen Geschichten erzählen.

Jede unserer Reisen ist angereichert mit edukativen Elementen wie beispielsweise Workshops oder Stakeholder-Dialogen. Unsere Fokusthemen sind Nachhaltigkeit in allen Facetten, die persönliche Weiterentwicklung – privat wie beruflich – und wie wir künftig sinnhafte Veranstaltungen konzipieren und mit Mehrwert anreichern können und so die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der United Nations unterstützen können. Wir gehen zwei- bis dreimal im Jahr gemeinsam auf Reisen. Jede Reise ist ein besonderes Erlebnis, mit bleibenden Eindrücken, Erfahrungen und Verbindungen.

Außerdem bist du Mitgründerin des gemeinnützigen Vereins She Means Community zu Diversity, Gender Equality und Female Empowerment? Welches Thema liegt dir am Herzen?

Ich möchte gerne Mut machen. Mut, für die eigene Vision einzustehen – sei das der „Traum-Job“, das eigene Work-Life-Lebensmodell, das lang schon ersehnte Herzensprojekt, die Weiterbildung, das zweite Standbein. Ich möchte Mut machen, aus der Box heraus zu denken und Gestalterin zu werden. Wir haben viel mehr Möglichkeiten, als uns das oft bewusst ist!  Und ich möchte inspirieren, auf die eigene innere Stimme zu hören! Wir haben es alle in der Hand, etwas zum Besseren zu verändern. Mit meinen Formaten möchte ich Impulse setzen und Menschen verbinden, die untereinander ihre Erfahrungen teilen. Gerade in Zeiten großer Unsicherheiten entstehen neue Chancen. Und wenn wir aktiv etwas gestalten, sind wir weniger abhängig vom außen.

Tanja Knecht: „Mein Lieblingsspruch: Hinter der Angst liegt die Freiheit!“ Foto © Peer Kolberg

Gerade wir Frauen trauen uns oft nicht so ganz, für uns einzustehen. Bevor ich mich selbständig gemacht hatte, war ich ja lange angestellt. Irgendwann hatte ich es einfach so satt, begrenzt zu werden. Von Strukturen, von Bias und von der gläsernen Decke. Deshalb habe ich mir mein eigenes Modell gebastelt. Ich möchte Mut machen, dass wir alle – und gerade wir Frauen – kreativ und groß denken und für uns und unsere Wünsche einstehen!

Was treibt dich an?

Ich bin grundsätzlich intrinsisch motiviert und begeisterungsfähig – für Dinge, Ideen, Projekte, die mir sinnstiftend erscheinen. Ich verbinde gerne Menschen, liebe es, Brücken zu bauen. Mich treibt an, wenn aus meinen Visionen Wirklichkeit wird. Wenn ich Ergebnisse meiner Arbeit sehen kann, wenn ich mich kreativ verwirklichen und Gestalterin sein kann. Ich wachse gerne an neuen Herausforderungen und glaube, wenn wir positiv nach vorne blicken und in Lösungen statt Problemen denken, können wir (fast) alles schaffen, was wir uns wünschen!

 

Eine Idee der She Means Community ist, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und stärken. Hier ist Platz für deine drei Shout-outs.

Unsere She Means Community – weil daraus schon so vieles Wundervolles entstanden ist, wir immer mehr zusammenwachsen und ständig neue inspirierende Frauen dazukommen.

Women in Events DACH – das “Schwesternetzwerk“ unserer Veranstaltungsbranche mit ebenso tollen Frauen, welches während Corona aus einer Social-Media-Gruppe entstanden ist und jetzt auch als gemeinnütziger Verein gegründet wurde.

Good Karma Sanctuary, gegründet von Tegan Joke Vanderpost. Ein Pferdeklinik in Ägypten, die sich um kranke und verletzte Pferde kümmert, die für Touristenausritte und Kutschfahrten bis zur völligen Erschöpfung und trotz Krankheit und Verletzungen arbeiten müssen und oft misshandelt werden. Tegan ist ehrenamtlich 24/7 die Woche im Einsatz.

 

Welche Frage hat dir gefehlt?

Keine.

Wer soll „Woman of the month” im April 2024 werden?

Regina Mehler. Sie ist für mich mit ihrem Unternehmen 1st Row und ihren Initiativen wie Women Speaker Foundation ein Role Model in Sachen Female Empowerment. Regina hat schon früh erkannt, dass wir Frauen eine Lobby brauchen und – wenn wir uns gegenseitig inspirieren und unterstützen – gemeinsam ganz viel erreichen können.

Kerstin Wünsch

Beitragsbild © Peer Kolberg

Wer ist Tanja Knecht?

Tanja Knecht beschreibt sich als kreativen Freigeist, der gerne neue Grenzen auslotet. Sie denkt gerne out-off-the-box und verbindet Menschen, Projekte und Ideen zu neuen Herzensprojekten und Initiativen. Tanja versucht, das Positive, das Verbindende zu sehen, nicht das Trennende. Sie will Teil der Lösung sein, nicht des Problems. Ihr Credo: Eine lebensbejahende Haltung ist eine Entscheidung, und wir sind alle Gestalter unseres eigenen Glücks. Tanja ist neugierig auf neue Kulturen, Länder, Situationen, Menschen und Herausforderungen. Und wissbegierig: Ihr darf nicht langweilig werden. Lebenslanges Lernen ist einer ihrer wichtigen Werte. Psychologie findet Tanja sehr spannend, das Enneagramm begeistert sie. In ihrer freien Zeit findet ist Tanja im Winter auf einem Berg bei einer Skitour zu finden oder beim Wandern oder Klettern mit ihren Herzensmenschen, im Sommer auf einem Surfboard oder beim Kiten an einem der Strände dieser Welt.