Gabriela Schweinberger ist Business Coach, Trainerin, Beraterin und Mentorin mit Fokus auf Frauen in Führungspositionen. Im Interview spricht sie über ihr Herz für Generalistinnen, berufliche Veränderungen, kämpferische Frauen in Kenia und Scheitern als allerletzte Option, eine Männerquote von 50 Prozent und Fairness.
Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?
Ich habe ein Herz für Generalistinnen, denn ich verbinde alle Buchstaben im Alphabet und erkenne darin den Sinn (1). Ich habe viel Freude dabei, Optionen zu erkennen, wo andere nur Hindernisse sehen (2). Ich besitze sechs Instrumente, auf denen ich nur La Paloma spielen kann (3). Mein Körper wohnt in Deutschland und meine Seele in Spanien (4). Ich lerne gerne neue Sprachen. Auf Swahili kann ich mich immerhin vorstellen und mit ein paar nutzlosen Sätzen überraschen (5).
Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?
Was mache ich mit dem Rest meines Lebens? Ich habe so viel Spaß und Erfolg in meiner Arbeit, dass ich mir nur schwer vorstellen kann, bald damit aufzuhören.
Du bist Business Coach. Was genau machst du?
Ich arbeite vorwiegend mit Menschen, die sich beruflich neu oder anders aufstellen wollen. Ich unterstütze sie dabei, ihre Bedürfnisse laut auszusprechen und sich selbst dabei treu zu bleiben. Ich bin sozusagen Übersetzerin für innere Stimmen und Brückenbauerin zwischen Lebensentwürfen.
Achte auf dein Bauchgefühl, wenn du einen Coach wählst. Was für jemand anderen passt, muss für dich noch lange nicht passen.
In welchen Situationen sollte ich mir einen Business Coach suchen, und wie finde ich den passenden Coach für mich?
Ein Business Coach ist mittlerweile etwas Selbstverständliches, und das ist gut so. Zu viele Menschen schleppen im Beruf nicht nur Päckchen, sondern riesige Pakete mit sich herum und kommen gar nicht auf den Gedanken, dass sie das vielleicht gar nicht müssen. Da hilft eine Sparringspartnerin, mit der man zusammen die Prioritäten überdenkt. Achte auf dein Bauchgefühl, wenn du einen Coach wählst. Was für jemand anderen passt, muss für dich noch lange nicht passen.
Du coachst Frauen im In- und Ausland, etwa in Ostafrika. Was hast du dort von einem Coachee gelernt, das dich seither begleitet?
In der MENA-Region (Middle East and Northern Africa) gibt es hervorragend ausgebildete Frauen, mit dem festen Willen, sich durchzusetzen. Da habe ich unglaublich toughe Frauen kennengelernt. In Kenia habe ich sehr kämpferische Frauen erlebt, auf denen ein großer Druck lastet, selbst wenn sie aus dem Mittelstand kommen. Wenn man dort als Gründerin scheitert, ist oft eine ganze Großfamilie davon betroffen. Deshalb ist Scheitern immer nur die allerletzte Option.
Du bist ein Gründungsmitglied des gemeinnützigen Vereins She Means Community zu Diversity, Gender Equality und Female Empowerment. Welches Thema liegt dir am Herzen?
In deutschen Unternehmen, Parteien und Organisationen endlich eine Männerquote von 50 Prozent zu erreichen. Das geht nur über sinnvolle, wertschätzende Angebote für Menschen mit Care-Arbeit. Für mich ist das ein entscheidender Lösungsweg, um dem enormen Fachkräftemangel zu begegnen, der gerade erst Fahrt aufnimmt.
Was treibt dich an?
Fairness – das ist etwas anderes als Gerechtigkeit. Denn Gerechtigkeit liegt im Auge des Betrachters. Auf Fairness können sich die meisten Menschen einigen. Dazu gehört auch, Menschen erst einmal Gutes zu unterstellen. Wenn wir sagen: „Ich verstehe einfach nicht, warum der/die das tut …“ dann ist das ein klarer Indikator dafür, dass es etwas gibt, das wir nicht wissen. Dem ernsthaft auf den Grund zu gehen, löst viele zwischenmenschliche und berufliche Probleme.
Eine Idee der She Means Community ist, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und stärken. Hier ist Platz für deine drei Shout-outs.
Arbeiterkind: Die gemeinnützige Initiative zur Förderung des Hochschulstudiums von Nicht-Akademikerkindern hat es sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Nicht-Akademikerkinder an den Hochschulen zu erhöhen und diese auf dem Weg zu ihrem erfolgreichen Studienabschluss zu unterstützen. Kurz gesagt: Für alle, die als Erste in ihrer Familie studieren. Damit kann ich mich sehr gut identifizieren, denn ich kenne die inneren und äußeren Hürden von Erststudierenden. Ein Faktor, der in der Diversitätsdiskussion oft unter den Tisch fällt.
European Women’s Management Development Network (EWMD): Das internationale Business-Netzwerk von Frauen für Frauen gefällt mir wegen dem wertschätzenden und offenen Umgang miteinander – genau wie bei der She Means Community. Ich bin der Ansicht, dass ich Frauennetzwerke viel stärker untereinander vernetzen sollten. Es gibt ein EWMD Germany Network mit sieben regionalen Chaptern und sehr guten Veranstaltungen zum Networking, bei denen ich immer wieder tolle Frauen kennenlerne.
Welche Frage hat dir gefehlt?
Keine.
Wer soll „Woman of the month” im Januar 2024 werden?
Jule Sieverts. Sie ist Director Key Account Management in der AXICA Kongress- und Tagungszentrum am Brandenburger Tor. Ich kenne die Location, aber Jule noch nicht und möchte gerne mehr über sie wissen.
Kerstin Wünsch