Prof. Dr. Kim Werner, Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Veranstaltungsmanagement an der Hochschule Osnabrück, über ihre zweite Heimat Neuseeland, ihre Arbeit mit Studierenden in Osnabrück und Shanghai, das Projekt klimaangepasste Events und der Panel Climate Change zur She Means Business.
Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?
Ich leite seit ca. zehn Jahren auch den Studiengang International Event Management Shanghai, den die Hochschule Osnabrück mit der Shanghai University of International Business and Economics aufgebaut hat. Seither fliege ich zwei bis drei Mal im Jahr nach China. Shanghai ist faszinierend und bei technologischen Innovationen und Digitalisierung weit vorne. (1). Wir sind zu Hause bilingual und meine zweite Heimat ist Neuseeland … deshalb bin ich nicht typisch „deutsch“, sondern eher pragmatisch und weniger konventionell – damit ecke ich manchmal an. Den Satz „das haben wir schon immer so gemacht“ hasse ich (3). Meine heimliche Leidenschaft gehört dem Fußball. Ich habe eine Zeit lang für die DFL gearbeitet und internationale Reisen und Events für die Bundesliga-Mannschaften organisiert. (4). Ich liebe das Reisen, bin ständig unterwegs und entdecke gerne neue Kulturen. Unsere Hochschule in Osnabrück ist sehr international ausgerichtet. Ich mag die Vorlesungen, in denen Studierende aus 15 verschiedenen Nationen und mehr sitzen. Seit 2023 leite ich mit meinem Kollegen Prof. Dr. Kai-Michael Griese unser internationales Masterprogramm International Business and Management. Der Austausch mit Studierenden aus aller Welt ist bereichernd! Neben dem Thema Gender spielt für mich kulturelle Diversität eine große und wichtige Rolle (5).
Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?
Mich beschäftigt momentan die weltpolitische Lage, insbesondere die beiden Kriege in der Ukraine und in Nahost, oder auch die anstehenden Wahlen in den USA und die zunehmende Spaltung vieler Gesellschaften – auch hier in Deutschland. Ich schaue sehr besorgt auf die Entwicklungen, die unsere Welt und auch unsere Gesellschaft in den letzten Jahren genommen hat – insbesondere für meine beiden Kinder. Ich wünsche mir, dass sie in einer friedlichen Welt aufwachsen. Aber auch das Thema Umweltschutz und der Klimawandel sind Themen, die mich beschäftigen.
Du bist Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Veranstaltungswirtschaft. Welche drei Themen diskutieren deine Studierenden und du gerade eifrig im Hörsaal?
- Digitalisierung und digitale Anwendungen, z.B. VR (Virtual Reality), AR (Augmented Reality) und XR (Extended Reality) in der Veranstaltungsbranche. Wir haben ein VR-Planspiel entwickelt, das wir in den Vorlesungen einsetzen und so spielerisch lernen.
- Klimaschutz und Klimaanpassung. Der Klimawandel ist leider nicht mehr aufzuhalten und die Frage ist: Wie kann sich unsere Branche auf die Auswirkungen wie Extremwetter vorbereiten? Das gilt für Outdoor- wie Indoor-Veranstaltungen wie bspw. Messen und Kongresse gleichermaßen, sei es durch unterbrochene Lieferketten oder Probleme bei der An- und Abreise von Teilnehmer:innen.
- Das Thema Programmgestaltung. Wie kreiere ich einen (Mehr-)Wert für die Teilnehmer:innen? Wie schaffe ich es, unterschiedliche Teilnehmer:innen, unterschiedliche Generationen anzusprechen und ihnen ein attraktives Programm zu bieten? Nach Corona hat ist das besonders relevant, da viele Veranstalter mit geringen Teilnehmerzahlen und hohen No-Show-Raten kämpfen.
- Wenn ich noch ein viertes Thema ansprechen darf, dann ist es das Thema Generationenmanagement. Wie können wir junge Menschen für die Veranstaltungsbranche begeistern? Darüber diskutieren wir ganz oft und fragen uns: Wie begegnen wir dem Fachkräftemangel und machen die Branche attraktiv für die Gen Z und später auch die Gen A?
Prof. Dr. Kim Werner beim Gala Dinner 2024 in Shanghai nach Abnahme der Prüfungen im Studiengang International Event Management Shanghai (IEMS). © Kim Werner
Zu den Themen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung forscht du im Projekt “Klimaangepasste Events durch resiliente Wertschöpfungsketten – ein Pilotprojekt in Bad Essen.“ Worum geht es?
Wir untersuchen, wie sich die Veranstalter kommunaler Veranstaltungen auf die Auswirkungen den Klimawandels vorbereiten können. Diese Auswirkungen entstehen insbesondere durch Extremwetter, z.B. durch große Hitze, Starkregen, Stürme und Überschwemmungen. Zu unseren Verbundpartnern gehören die Gemeinde Bad Essen im Osnabrücker Land und die Universität Osnabrück. Ziel unseres Projektes ist es, einen praxistauglichen „Werkzeugkoffer“ mit Klimaanpassungsmaßnahmen und einer Risikomanagementstrategie zu entwickeln. Diesen erproben wir in der letzten Phase bei Veranstaltungen in Bad Essen, überarbeiten ihn und stellen ihn als Schablone bundesweit zur Verfügung. Wir haben im August 2020 angefangen, an dem Projektantrag zu arbeiten. Anfang 2023 haben wir den Zuwendungsbescheid für die Förderung vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz bekommen und uns riesig gefreut. Dass das Thema in 2023 und 2024 so viel Aufmerksamkeit erzielt, damit haben wir nicht gerechnet. Das lag und liegt natürlich leider daran, dass die Auswirkungen stärker werden und häufiger auftreten – siehe beispielsweise beim Wacken Open Air 2023. Es zeigt aber auch die hohe Relevanz des Themas. Die Landwirtschaft, der Tourismus und die Sportbranche sind beim Thema Klimaanpassung schon etwas weiter. Von diesen Branchen können wir viel lernen.
Klimaschutz und Klimawandel sind sehr wichtige Themen, die uns alle angehen. Da wir in Deutschland bisher noch nicht so stark vom Klimawandel betroffen sind, fehlt hier bei vielen Akteuren noch das ganz große Bewusstsein für die Auswirkungen. Ich bin daher sehr froh, dass die She Means Business 2024 das Thema Klimawandel aufgegriffen hat. Mir ist es sehr wichtig, auf dieses Thema aufmerksam zu machen – auch und gerade als Mutter. Ich möchte meinen Kindern eine „gesündere“ Erde zurücklassen.
Was treibt dich an?
Meine beiden Töchter treiben mich an. Und auch meine Studierenden, insbesondere die vielen jungen Frauen. Ich arbeite gerne mit jungen Menschen zusammen und freue mich über die tollen Jobs, in denen sie nach dem Studium landen, und die tollen Projekte, die sie initiieren. Selbst wenn sich das vielleicht kitschig anhört: Ich glaube daran, dass wir es gemeinsam schaffen können, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Die Möglichkeit, junge Frauen auf ihren ersten Karriereschritten zu unterstützen, motiviert mich jeden Tag aufs Neue!
Ich glaube daran, dass wir es gemeinsam schaffen können, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen.
Warum machst du beim gemeinnützigen Verein She Means Community mit?
Weil ich die Vernetzung zwischen Frauen in der Veranstaltungswirtschaft sehr wichtig finde. Die gegenseitige Unterstützung, den gemeinsamen Austausch der Herausforderungen, das Sichtbar-werden, das Sich-Stärken und Sich-gegenseitig-Fördern. All dies leistet She Means Community, und ich bin sehr dankbar, dass diese Initiative ins Leben gerufen wurde. Es gibt eine Reihe von Herausforderungen für Frauen, dazu habe ich 2021 ein kleines Forschungsprojekt durchgeführt. Gemeinsam können wir uns gegenseitig und vor allem auch junge Frauen in unserer Branche unterstützen und mehr erreichen.
Eine Idee der She Means Community ist, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und stärken. Hier ist Platz für deine Shout-outs.
- Women in Events D.A.C.H. und Women in Exhibitions DACH sind zwei tolle Initiativen von starken Frauen für starke Frauen in unserer Branche. Je präsenter wir sind, umso mehr können wir erreichen!
- GenderCC – Women for Climate Justice ist ein globales Netzwerk bestehend aus Expertinnen, Aktivistinnen und Organisationen, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter, die Rechte der Frauen und Klimagerechtigkeit weltweit einsetzen.
Welche Frage hat dir gefehlt?
Vielleicht die typisch deutsche Frage: „Wo siehst du dich in 5 Jahren?“ … Nein, das war nur ein kleiner Spaß! 😊
Wer soll „Woman of the month” im Mai 2024 werden?
Ich möchte Sina Bünte nominieren. Als junge Frau und Absolventin unserer Hochschule in Osnabrück ist sie ein wahres Role Model für viele unserer Studentinnen – und für mich! Sie zeigt, was man in unserer tollen Branche als Frau alles bewegen kann. Sina spricht auch auf der She Means Business 2024 zum Thema KI und ist für mich definitiv eine „Woman of the month“.
Kerstin Wünsch
Beitragsbild © Kim Werner