„Wer sichtbar ist, wird wahrgenommen“

Remi Prinner ist verantwortlich für Marketing und Events bei der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). In Interview spricht sie über ihre Magie im Dirndl, die Konzentration auf Lösungen, drei Karriere-Hacks und ihren starken Wunsch nach Gleichstellung.

Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?

Mit 16 habe ich ein High School Jahr in den USA verbracht. Seitdem ist Minnesota mein zweites Zuhause. Ich habe eine enge Verbindung zu meiner Gastfamilie, die ich, wenn möglich, jedes Jahr besuche. (1) Mein erstes Praktikum im Event-Bereich habe ich in Tokio absolviert. Ich hatte die spannende Gelegenheit, bei der damaligen Vertretung der NürnbergMesse in Japan zu arbeiten. Diese Erfahrung gab mir wertvolle Einblicke in die internationale Eventbranche und entfachte meine Liebe zur Veranstaltungsbranche. (2) Obwohl ich meinen Bachelor in Deutschland gemacht habe, fand mein gesamtes Studium auf Englisch statt. Ich habe an der Cologne Business School ein englischsprachiges Bachelorstudium in International Business absolviert. (3) Nach meinem Bachelor-Studium hatte ich die fantastische Gelegenheit, ein Jahr bei Walt Disney World in Florida zu arbeiten. Als Cultural Representative habe ich jeden Tag im Dirndl gearbeitet und durfte ein wenig „Magie“ verbreiten. Diese Zeit war unglaublich prägend und hat meinen Blick auf Gastfreundschaft und Service nachhaltig beeinflusst. (4) Ich bin ein begeisterter NFL-Fan und mein Herz schlägt besonders für die Minnesota Vikings, auch wenn sie nicht immer (oder sogar eher sehr selten) die Spitzenreiter sind. Die Leidenschaft für American Football verbindet mich auch heute noch stark mit den USA. (5)

Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?

Momentan beschäftigen mich besonders die Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Cybersicherheit. Diese Bereiche sind beruflich extrem relevant, weil sie die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung erheblich beeinflussen. KI hat das Potential, eine Vielzahl von Prozessen effizienter zu gestalten und Innovationen voranzutreiben, bringt aber auch neue Herausforderungen, vor allem im Bereich der Cybersicherheit, mit sich. Diese Themen interessieren mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich, da ich fest daran glaube, dass unser Umgang mit KI und Cybersicherheit maßgeblich die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft prägen wird.

Du bist verantwortlich für Marketing und Events bei der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Ihr entwickelt digitale Lösungen für Kommunen und öffentlichen Einrichtungen. Hast du ein anschauliches Beispiel für uns?

Unsere Mission bei der AKDB ist einfach: Niemand soll mehr aufs Amt müssen, wenn er oder sie das nicht möchte. Ein besonders anschauliches Beispiel dafür ist der Pflichtumtausch veralteter Führerscheine, der bis 2033 in ganz Europa umgesetzt werden muss. In Deutschland betrifft das etwa 43 Millionen Bürger:innen. Früher musste man dafür zur Führerscheinbehörde seines Hauptwohnsitzes gehen, oft begleitet von langen Wartezeiten. Dank unserer digitalen Lösung geht das jetzt bequemer. Bürger können ihren Antrag auf Führerscheinumtausch online stellen und den alten Führerschein per Post zur Entwertung schicken. Das spart nicht nur den Bürger:innen Zeit und Aufwand, sondern entlastet auch die Mitarbeitenden in den Führerscheinstellen, die sich so auf andere wichtige Aufgaben konzentrieren können. Dieses Beispiel zeigt wunderbar, wie unsere digitalen Lösungen dazu beitragen, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen und gleichzeitig den Service für die Bürger:innen zu verbessern.

Wer die Fähigkeit entwickelt, schnell und kreativ Lösungen zu finden, hebt sich als Problemlöserin hervor und gewinnt das Vertrauen von Kund:innen und Kolleg:innen.

Du bist nominiert worden, weil du als Eventmanagerin in der eher männlich dominierten IT-Branche erfolgreich bist. Hast du drei Karriere-Hacks für uns?

  1. Mut zur Sichtbarkeit: In einer Branche, die oft von Männern dominiert wird, kann es leicht passieren, dass Frauen im Hintergrund bleiben. Deshalb ist es entscheidend, aktiv Erfolge zu kommunizieren und sich selbstbewusst zu präsentieren. Wer sichtbar ist, wird wahrgenommen und als Expertin anerkannt.
  2. Sich auf Lösungen konzentrieren: Herausforderungen sind in der Event- als auch IT-Branche alltäglich. Wer jedoch die Fähigkeit entwickelt, schnell und kreativ Lösungen zu finden, hebt sich als Problemlöserin hervor und gewinnt das Vertrauen von Kund:innen und Kolleg:innen.
  3. Selbstbewusst auftreten und authentisch bleiben: Es ist entscheidend, Selbstbewusstsein zu zeigen und sich nicht zu verstellen. In einer Branche, in der Frauen oft in der Minderheit sind, ist es entscheidend, authentisch zu bleiben und seine Stärken selbstbewusst zu präsentieren.

  

Du bist im Vorstand von Women in Events D.A.C.H. Was war der Auslöser für dein ehrenamtliches Engagement?

Der Hauptauslöser für mein Engagement bei Women in Events D.A.C.H. war mein starker Wunsch, Gleichstellung und Diversität in der Eventbranche voranzutreiben. Ich bin fest davon überzeugt, dass jede:r die gleichen Chancen verdient. Der Verein bietet eine großartige Plattform, um diese Themen aktiv zu fördern. Hier können wir uns austauschen, voneinander lernen und gemeinsam für mehr Chancengleichheit kämpfen. Es ist mir ein großes Anliegen, positive Veränderungen zu bewirken und Diversität als gelebte Realität in der Branche zu etablieren.

Mit welchen drei Themen beschäftigt ihr euch gerade?

Erstens unsere Vereinsgründung: Ein großes Thema ist die Anerkennung unserer Gemeinnützigkeit, was rechtliche Aspekte umfasst und recht zeitaufwendig ist. Dieser Schritt ist jedoch entscheidend, um unsere Arbeit langfristig effektiv gestalten zu können. Zweitens Formate zur Förderung von Gleichstellung: Wir überlegen gerade, welche Formate, Themen und Aktionen für unsere Zielgruppe besonders interessant sein könnten. Unser Ziel ist es, neue Wege zu finden, um die Förderung von Gleichstellung und Diversität effektiv voranzutreiben. Drittens die Erweiterung unserer Reichweite und Gewinnung von Mitstreiter:innen: Ein weiteres wichtiges Thema ist es, unsere Reichweite zu erhöhen und mehr Unterstützer:innen für unsere Mission zu gewinnen. Wir suchen nach Möglichkeiten, unsere Botschaft weiter zu verbreiten und mehr Menschen für unsere Ziele zu begeistern.

Remi Prinner: Es ist mir ein großes Anliegen, positive Veränderungen zu bewirken und Diversität als gelebte Realität in der Veranstaltungsbranche zu etablieren. Foto © AKDB

Was treibt dich an?

Meine Leidenschaft für meinen Beruf treibt mich in erster Linie an. Ich liebe, was ich tue, und das motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Besonders wichtig ist mir auch, ein gutes Vorbild für meine Tochter zu sein. Ich möchte ihr zeigen, wie wichtig es ist, Werte wie Respekt und Verantwortung zu leben. Ich hoffe, dass sie durch mein Verhalten lernt, Herausforderungen mit einer positiven Einstellung zu meistern, ohne sich von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Darüber hinaus möchte ich durch meine Arbeit einen positiven Beitrag leisten.

Eine Idee der She Means Community ist, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und stärken. Hier ist Platz für deine drei Shout-outs.

  • Women in Events D.A.C.H.: Unsere Community fördert die Vernetzung und den Austausch in der Eventbranche und adressiert wichtige Themen wie Chancengleichheit und Diversität. Es geht nicht nur darum, über Diversität zu sprechen, sondern sie aktiv zu leben.
  • Cross Consult: Sie setzen sich ganz nach dem Motto „Diversity matters“ für Diversität und Mixed Leadership ein und bieten unter anderem Cross-Mentoring-Programme für weibliche Mentees, um den weiblichen Führungsnachwuchs zu unterstützen.
  • Allbright Stiftung: Die gemeinnützige Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.

Welche Frage hat dir gefehlt?

Welche Ratschläge würdest du jungen Frauen geben, die in der Eventbranche Fuß fassen möchten?

Und wie ist deine Antwort?

Mein Rat: Seid mutig und glaubt fest an euch! Die Eventbranche kann herausfordernd sein, aber gerade das macht sie so spannend. Netzwerke zu knüpfen ist entscheidend – findet und umgebt euch mit Menschen, die euch unterstützen und inspirieren. Und vor allem: Die Leidenschaft für den Job sollte euch antreiben, aber vergesst nicht, auf eine gesunde Work-Life-Balance zu achten, um langfristig erfolgreich und zufrieden zu bleiben.

Wer soll „Woman of the month” im Oktober 2024 werden?

Caroline Lange ist als erfahrene Hotelfachfrau mit viel Leidenschaft in der MICE-Branche tätig. Neben ihrem Vollzeitjob und ihrem Engagement bei Women in Events D.A.CH. meistert sie auch noch ein Studium. Ihre Leistung verdeutlicht, dass ein Studium auch zu einem späteren Zeitpunkt im Berufsleben eine realistische Option sein kann, selbst wenn es eine anspruchsvolle Herausforderung darstellt. Ihre Fähigkeit, all diese Aufgaben erfolgreich zu meistern, verdient höchste Anerkennung.

Kerstin Wünsch

Beitragsbild © Women in Events D.A.C.H.

Wer ist Remi Prinner?

Remi Prinner ist Eventmanagerin bei der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Nach ihrem Master-Abschluss in „International Events Management“ 2012 sammelte Remi zunächst Erfahrung bei einem Mittelständler und danach bei einer Agentur für Marketing und Live-Kommunikation. Bei der AKDB ist sie verantwortlich für Beteiligungen an Messen und Fachforen sowie für die Konzeption und Durchführung eigener Eventformate – live, hybrid und virtuell.