Christina Strohschneider leitet das Vienna Office der Housing-Agentur bnetwork. Im Interview spricht sie über den Rechtsruck in Europa, ihren #traintrumpsplane-Content, drei Hacks zur Gewinnung von Young Talents und ihre Liebe für das Kongresswesen.
Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?
Ich bin ein riesiger Nerd, was die Veranstaltungsbranche betrifft. Das geht so weit, dass ich Memorabilia, Postkarten und Briefmarken von Kongressen und Veranstaltungszentren sammle (1). Was Social Media angeht, bin ich auf LinkedIn aktiver als sonst irgendwo. Wenn wenn meine Freunde wissen wollen, was sich in meinem Leben tut, und wo ich gerade bin, ist LinkedIn die richtige Adresse 😉 (2). Ich bin stolzes Mitglied auf Postcrossing. Das ist eine Online-Plattform, über die sich fremde Menschen in aller Welt Postkarten schicken. Dafür organisiere ich Meet-ups. Es ist wunderbar heimzukommen, und von einer Postkarte im Briefkasten überrascht zu werden (3). Ich liebe Wien, aber die Welt ist mein Zuhause. Ich habe schon in Hongkong, Brüssel und Birmingham gelebt (4). Katzen! Ich bin der Inbegriff einer „crazy cat lady“ und habe zwei süße Stubentiger (5).
Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?
Aktuell hadere ich sehr mit der politischen Situation in Europa… Die Europawahl im Juni und der damit verbundene Rechtsruck haben mich schwer getroffen. Österreich hat Nationalratswahlen im November, und ich hoffe wirklich inständigst, dass wir keine rechte Partei in der Regierung haben werden.
Du leitest das Vienna Office von bnetwork. Was macht ihr?
Bnetwork ist eine internationale Housing-Agentur mit Büros in Barcelona, London, Paris, Cannes, Singapore und Wien. Wir kümmern uns von A-Z um die Hotelkontingente und Individual- sowie Gruppenbuchungen bei Großveranstaltungen. Wir übernehmen für die Organisatoren das komplette Handling – und das komplette Risiko. Einige unserer langjährigen Kunden sind der Mobile World Congress, das Film Festival in Cannes und EAACI, die European Academy of Allergy & Clinical Immunology.
Auf LinkedIn führst du den Subtitel „Next Gen“? Wer ist die Next Gen und was macht sie aus?
Witzigerweise frage ich mich das mit mittlerweile 29 Jahren in letzter Zeit selbst. Ursprünglich habe ich mich sehr stark darüber definiert, dass ich in meinen jungen Jahren bereits sehr viel erreicht habe und regelmäßig bei Panels die Themen der Generation unter 30 repräsentiert habe. Nach wie vor versuche ich, diese andere Sichtweise den älteren Generationen näherzubringen. Die Themen rangieren von Co-creation im Konferenzwesen, zu Nachhaltigkeit, der digitalen Welt, Mentoring und vielem mehr. Da ich mich meinem 30er nähere, frage ich mich, ob und wie lange ich noch zur NextGen gehöre. Immer öfter bin ich die Älteste ich in NextGen-Runden.
Foto: European Society of Association Executives
Hört euren eigenen Mitarbeitern zu und nehmt sie ernst – egal wie alt sie sind.
Der Fachkräftemangel betrifft alle Branchen. Besonders gefragt sind Young Talents. Welche drei Hacks hast du für Organisationen, damit sie die besten Nachwuchskräfte für sich gewinnen?
- Eine gute Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeitmodelle: Gerade in unserer Branche ist es nach wie vor üblich, wesentlich mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten und das auch am Wochenende und am besten noch mit einem All-In Vertrag. Die nächste Generation legt sehr viel Wert auf Freizeit. Das müssen sich Arbeitgeber vor Augen führen, auch wenn das Verständnis manchmal dafür fehlt.
- Home-Office und Remote Working sind gekommen, um zu bleiben. Wenn das nicht möglich ist, ziehen viele Young Talents einen Arbeitgeber erst gar nicht in Betracht.
- Hört euren eigenen Mitarbeitern zu und nehmt sie ernst – egal wie alt sie sind. Wir wollen mitgestalten und unsere eigenen Ideen einbringen können.
Du bist als „Woman of the month“ für Juli nominiert worden, weil du viel Energie und kreative Ideen hast und motiviert bist, in der Veranstaltungsindustrie etwas zu bewegen. Was möchtest du bewegen?
Die bessere Frage ist: Was möchte ich nicht bewegen? 😉 Aktuell sind meine größten Herzensthemen Mentoring und die Unterstützung von Neuankömmlingen oder Querstartern in der Veranstaltungsbranche. Ich versuche hier so viel Unterstützung wie möglich zu bieten, Networking-Formate zu organisieren und ein offenes Ohr zu haben. Ich glaube fest daran, dass jeder etwas bewirken kann. Wenn ich ‚bloß‘ Leute mit meinem #traintrumpsplane-Content dazu inspiriere, vermehrt mit dem Zug zu fahren, bin ich überglücklich.
Was treibt dich an?
Die Liebe für das Kongresswesen. Es ist sehr einzigartig, dass wir in einer Branche theoretisch Konkurrenten sind, aber praktisch gute Freunde, die sich gegenseitig unterstützen. Ich kenne keine so offenherzige, vielfältige, inklusive, freundliche Community. Das liebe ich und möchte so viel ich kann zurückgeben und andere dafür begeistern.
Eine Idee der She Means Community ist, dass Frauen sich gegenseitig unterstützen und stärken. Hier ist Platz für deine drei Shout-outs.
- Women in Events DACH, weil das Board so viel Leidenschaft und Commitment zeigt, und das alles ehrenamtlich.
- Diverse Speaker Bureau, gegründet von zwei starken Frauen, die sich für die Repräsentanz und DEI (Diversity, Equity and Inclusion) unter Sprechern einsetzen – wahnsinnig inspirierend
- Das Vienna Convention Bureau. Die Kolleginnen haben damals meine Liebe für die Veranstaltungswirtschaft entfacht. Ich habe selten so viele großartige und für die Branche brennende Frauen in einem Unternehmen erlebt.
Welche Frage hat dir gefehlt?
Gefehlt keine, aber mir würden noch gaaaanz viele einfallen… hahaha
Wer soll „Woman of the month” im August 2024 werden?
Katharina Path. Ich bewundere Katharina dafür, wie sie ihr Berufsleben und ihre Familie vereinbart. Aktuell ist sie mit der Vereinsbegründung der Women in Events DACH sehr beschäftigt, und sie ist Vollzeit zurück in ihrem Job. Ich frage mich oft, wie viele Stunden ihr Tag eigentlich hat. Sie ist für mich das perfekte Beispiel, dass man Arbeit und Familie sehr wohl richtig gut kombinieren kann. Katharina zeigt, was man mit Leidenschaft und Commitment alles erreichen kann.
Kerstin Wünsch
Beitragsbild: IAKW-AG