„Human-to-Human ist die Zukunft“

Kim Kugelmann ist Assistentin für Marketing & PR beim Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik) und Mitglied bei She Means Community. Im Interview spricht sie über vegane Schwarzwälder Kirschtorten und den Klimawandel, den Tag der Industriekommunikation und Community-Feeling, über Feminismus und Shakespeares frauenfeindliche Komödie und, na klar Vielfalt in Verbänden.

Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?

Wer kennt es nicht, ich habe zu viele Hobbies und zu wenig Zeit: Am Wochenende koche oder backe ich gerne, vom Sauerteig über das Formen von Gnocchi bis zur Schwarzwälder Kirschtorte. Dabei kommt allerdings „erschwerend“ hinzu, dass ich mich umweltbedingt vegan ernähre und fast auf die Selbstversorgung angewiesen bin. 😉 Abends dagegen entspanne ich mich mit Stricknadel, Pinsel, Nähmaschine oder allem, womit man handwerklich kreativ werden kann. Wenn’s mal etwas stressiger wird, höre ich zum Loslassen richtig laute Rockmusik oder träume mich in meine Wunschheimat England – irgendwann ist es so weit …

Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?

Nach der Hitzewelle Ende Juni beschäftigt mich das Thema Klimawandel wieder sehr massiv. Noch immer wird es selten ernst genommen, wenn „das Wetter mal wieder verrücktspielt“. Was dahinter steckt, welche Langzeitfolgen damit verbunden sind, und vor allem welche Regionen und Communities das Ganze am meisten beeinflusst, wird dabei ignoriert. Auch das hat etwas mit Diversity und Gleichberechtigung zu tun, sich von der eigenen Perspektive zu distanzieren und zu verstehen, dass solche Probleme oft auf dem Rücken der Schwächsten und Hilflosesten ausgetragen werden. Als Einzelperson, die versucht ihr Bestes zu tun, fühlt man sich oft machtlos. Deshalb bin ich froh, dass bei uns im Verband darüber gesprochen wird und wir motiviert werden, uns damit zu befassen – mitunter durch den spannenden Themenblock zu Nachhaltigkeit bei unserem diesjährigen Tag der Industriekommunikation (TIK).

Eure wichtigste Jahresveranstaltung, der TIK 2022, hat am 23. Juni wieder in Präsenz stattgefunden, und du hast erstmals teilgenommen. Was hast du mitgenommen?

Mein erster Tag der Industriekommunikation war geprägt von positiven Eindrücken. Die anfängliche Nervosität hat sich gelegt, sobald ich vor Ort war und die geniale Organisation unserer Eventmeisterin Michaela-Susan Pollok erlebt habe. Neben den spannenden Impulsen werde ich mich besonders an die herzliche Community erinnern. Wie schön es ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die so offen, begeisterungsfähig aber auch authentisch und ehrlich ist! Menschen können wirklich wundervoll sein, und das macht Hoffnung im Blick auf die Weltlage in allen Aspekten. Mit jeder Veranstaltung, die ich erlebe, freue ich mich mehr auf die nächste, in diesem Sinne kann es also nur NOCH besser werden. 😊

Es ist schön, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die so offen, begeisterungsfähig aber auch authentisch und ehrlich ist! Menschen können wirklich wundervoll sein, und das macht Hoffnung im Blick auf die Weltlage in allen Aspekten.

Du arbeitest seit Jahresbeginn beim Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik). Was reizt dich an deiner Arbeit?

Der erste Anreiz, der mich zum bvik gebracht hat, ist das spannende Thema B2B-Marketing. Marketing faszinierte mich schon länger, und der Verband ermöglicht es mir, an der Quelle der Trends zu sitzen und jeden Tag bei der Arbeit dazuzulernen. Ein Job ist aber nichts ohne das richtige Umfeld und die Arbeitsatmosphäre. Und das ist es, was mich langfristig bei uns im Verband halten wird. Die Arbeit ist viel erfüllender, wenn man sich kreativ entfalten kann, eine großartige Beziehung zu den Kollegen hat und selbst in den stressigsten Phasen noch miteinander lachen kann – der Community-Gedanke eines Verbands fördert das besonders! Dieses Verhältnis in den Ausläufern einer Pandemie und Homeoffice aufzubauen spricht, denke ich, für sich.

Was treibt dich an?

Von innen heraus treibt mich meine Wissenslust und Kreativität an. Es gibt für mich nichts Schöneres, als am Ende des Tages etwas vor mir zu haben, das ich selbst geformt habe und dabei auch noch etwas gelernt zu haben. Das kann sowohl physischer als auch ideeller Natur sein und lässt sich glücklicherweise auf alle Berufs- und Lebenslagen anwenden. Ich versuche, diese Bedürfnisse mit mir wichtigen Themen zu verknüpfen, wozu eben auch Diversity und Gleichberechtigung gehören, um diese in die Welt zu tragen.

„Zukunft: Das Thema steht über allem, wie geht es weiter – vor allem in der aktuellen Zeit?“
Interview mit Kim Kugelmann in der tw tagungswirtschaft 1/2022

Wieso bist du Mitglied bei She Means Community?

Die Themen Feminismus, Gleichberechtigung und Diversity beschäftigen mich „unfreiwillig“ bereits aktiv seit meinem Studium (passiv selbstverständlich bereits von klein auf). Immer wieder bin ich in Kurse und Diskurse zu dem Thema gerutscht, habe mehr gelernt und hatte mehr Fragen. Der Höhepunkt dessen war meine Bachelorarbeit zu William Shakespeares „The Taming of the Shrew“, eine Komödie, die vor Misogynie und Frauenmisshandlung nur so strotzt und über die Jahrhunderte mit unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Motivationen unterschiedlich interpretiert und propagiert wurde. Diese Recherche war sehr erhellend im Bezug auf die Entwicklung des Feminismus, und wie leicht Fakten und Konzepte auf den Kopf gestellt werden können. Deshalb möchte ich am weiteren Verlauf dieser wichtigen Bewegung beruflich und privat teilhaben und die She Means Community ist dafür die ideale Plattform, Informationsquelle und Gruppe an Menschen.

Welche Themen möchtest du einbringen?

Binäre Strukturen, die wir auflösen müssen. Gegen Schubladendenken und Alles-oder-nichts-Mentalitäten und für non-binäre Genderidentitäten und Sexualitäten genauso zu kämpfen wie für alle anderen. Frauen haben es, vor allem in der Industrie, immer noch sehr schwer aufzusteigen. Daran muss sich etwas ändern. Noch schwerer ist es für Transgender-Kollegen oder non-binäre Mitmenschen, die oft als „zu kompliziert“ abgetan werden. Aus persönlichem Interesse ist es mir außerdem wichtig, breitgefächerte Karrierechancen für junge Frauen zu schaffen, ohne dass Familienplanung und „Langzeitfolgen“ als hindernde Faktoren betrachtet werden und zur Benachteiligung führen.

Deine Kollegin Tanja Auernhamer hat auf der Konferenz She Means Business 2022 gesprochen im Panel “Future of work: Diversity’s role in creating the work culture of tomorrow”. Wieso ist das Thema Vielfalt für Verbände wie den bvik wichtig?

Verbände vertreten häufig ganze Branchen und sind in beide Richtungen Schnittstelle zur Presse und Öffentlichkeit. Sie müssen sich deshalb selbst divers aufstellen, um einerseits die Diversität ihrer Branchen abzubilden und die vielfältigen Interessen und Bedürfnisse ihrer Mitglieder verstehen und abdecken zu können. Andererseits haben sie eine Verantwortung, gesellschaftsrelevante und zukunftsorientierte Themen und Trends in ihre Branchen zu tragen, um dort Aufmerksamkeit und Sensibilität für die Themen zu schaffen, natürlich immer rein sachlich und ohne selbst als Verband politisch zu werden. Um für die She-Means-Business-Konferenz ein klareres Meinungsbild der Community präsentieren zu können, hat Tanja im Vorfeld eine Kurzumfrage „Diversity in der B2B Branche“ gestartet. Die Ergebnisse finde ich spannend. Diversity ist ohne Zweifel ein wichtiges und zukunftsorientiertes Thema, weshalb wir dieses auch aktiv in unserem Verband kommunizieren und weiter vorantreiben.

Welche Frage hat dir gefehlt?

Ich beziehe mich hier auf das spannende Interview mit Pia Such, Woman of the month im Juni, die konkret nach meiner Sichtweise zum Schwerpunkt Female Empowerment und ihren eigenen Ausführungen gefragt hat. Wie sehe ich das also?

Ich möchte hier Pias hervorgehobenen Aspekt der Intersektionalität ansprechen. Ein Thema, das im feministischen Kontext eigentlich selbstverständlich sein sollte, in der Breite (auch des Feminismus) aber meiner Meinung nach immer noch viel zu wenig behandelt wird. Wir werden nie eine allgemeine Gleichberechtigung erzielen, wenn wir uns nur auf einzelne Merkmale versteifen, statt das „Big Picture“ zu betrachten. Auch hier ist es wichtig jeden Menschen als solchen zu betrachten, ganzheitlich und individuell und daraus Überscheidungen, Unterschiede und Supportmöglichkeiten herauszuarbeiten. Deswegen freue ich mich auch sehr über die Entwicklung des B2B-Marketings zum „H2H-Marketing“, Human-to-Human ist die Zukunft, auch wenn es nur im Schleichschritt voran geht.

Wer soll „Woman of the month” im August werden?

Ich möchte für den August Juliette Wangalachi vorschlagen. Nachdem ich ihren Input im Panel “Future of work: Diversity’s role in creating the work culture of tomorrow” auf der She Means Business gehört habe, bin ich sicher, dass sie noch mehr spannende Insights zu Diversity und der Community hat! Daneben finde ich ihren Lebensweg sehr spannend und würde gerne mehr von ihr erfahren und lernen.

Kerstin Wünsch

Beitragsbild: Copyright bvik

Wer ist Kim Kugelmann?

Kim Kugelmann ist Assistentin für Marketing & PR beim Bundesverband Industrie Kommunikation e.V. (bvik). Zuvor hat sie an der Universität Augsburg Anglistik und Kunstgeschichte studiert. Kim brennt für inspirierende Literatur, Content und Texte auf Deutsch und Englisch. Nach ihrem kurzen Abstecher in die Theaterwelt und hat sie ihr Weg durch Unternehmen und Agentur zum Verband geführt.