„Ein wichtiges Instrument zur Unterstützung von Frauen ist Aufklärungsarbeit“

Sara Akramy ist Inhaberin von Hampendar Events. Die Iranerin will persische, arabische und westliche Kulturen durch interkulturelle Zusammenarbeit verbinden. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen in Deutschland, die Situation von Frauen in Systemen, in denen sie benachteiligt werden, interkulturelle Konflikte und Koch-Events.

Welche fünf (Fun-)Fakten lese ich in deinem Steckbrief?

Freie Entfaltung meines Lebens, Gestalterin und Start-up-Gründerin. Meine langjährigen Erfahrungen in Deutschland sind für mich als Iranerin eine große Bereicherung, und ich bin sehr an europäischer Kultur und Geschichte interessiert. Ich bin sehr erfreut, meine gesammelten Erfahrungen an interessierte Mitarbeiter*innen aus benachteiligten Kulturen weiterzugeben. Ich liebe es, neue Orte zu entdecken und neue Kulturen kennenzulernen. Bedingt durch meine zeitlichen Einschränkungen war es mir leider nicht möglich, in den letzten Monate zu reisen. Ich hoffe, ich werde bald dazu in der Lage sein.

Was oder welche Nachricht beschäftigt dich gerade?

Derzeit beschäftigt mich insbesondere die Situation von Frauen in verschiedenen Kulturkreisen, z.B. der Vergleich Deutschland zu Iran.

Du bist im Iran geboren und aufgewachsen und lebst seit 20 Jahren in Deutschland. Die Menschen im Iran lehnen sich gegen das Regime auf, Frauen wehren sich gegen die Unterdrückung der Frauenrechte. Wie können wir die Frauen unterstützen?

Ein wichtiges Instrument zur Unterstützung von Frauen in Systemen, in denen sie benachteiligt werden, ist Aufklärungsarbeit im Rahmen der Möglichkeiten. Ziel ist es, über die Schaffung von Vergleichsmöglichkeiten zu anderen („freieren“) Kulturen, das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken.

Deine Agentur Hampendar Events will persische, arabische und westliche Kulturen durch interkulturelle Zusammenarbeit verbinden und kulturelle Missverständnisse vermindern. Welche Missverständnisse sind das?

Zwischen den drei Kulturkreisen bestehen Unterschiede in der nonverbalen und verbalen Kommunikation, aber auch in Gepflogenheiten und Bräuchen und in der Religion, welche bei der Zusammenarbeit zu Konfliktsituationen zwischen Teammitgliedern führen können. Beispielsweise kürzere Arbeitszeiten (nur) für moslemische Personen im Ramadan oder die höhere „angeborene“ Akzeptanz von Autorität bei männlichen Kollegen usw. Unterschiede in der nonverbalen und verbalen Kommunikation, aber auch in Gepflogenheiten und Bräuchen und in der Religion können bei der Zusammenarbeit zu Konfliktsituationen zwischen Teammitgliedern.

Beim Ernährungsrat Berlin unterstützt du das Projekt Alle an einen Tisch. Durch die von dir und deinen Kollegen im Team organisierten Koch-Events erweitern die Teilnehmer ihre interkulturelle Kompetenz. Welche Formate eignen sich noch, um die Verständigung zu fördern?

Außer Koch-Events eignen sich alle Workshops, bei denen sich Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen treffen und voneinander lernen können. Zum Beispiel ein interkultureller Workshop, der sich mit dem Austausch von Wissen über Feste, Frauenrechte oder Coaching für die Entfaltung in einem interkulturellen Team beschäftigt.

Diversity, Gender Equality und Female Empowerment sind weite Themenfelder. Welches Thema liegt dir am Herzen?

Im Rahmen von Workshops kann für Gender Equality und Female Empowerment geworben werden. Stichworte sind: Einsatz und Vergütung nach Qualifikation ungeachtet des Geschlechts. Für das Thema Diversity fehlt es meist noch an ausreichenden Grundverständnis. Hierfür kann derzeit jedoch – an den Adressatenkreis angepasst – gezeigt werden, dass es auch hier in anderen (unseren) Kulturkreisen möglich ist, Diskriminierung zu vermeiden.

Ziel meiner Workshops ist es, insbesondere Neuankömmlingen von meinen erworbenen Erfahrungen über einen langen Zeitraum im deutschen Kulturbereich profitieren zu lassen.

Was treibt dich an?

Ziel meiner Workshops ist es, insbesondere Neuankömmlingen von meinen erworbenen Erfahrungen über einen langen Zeitraum im deutschen Kulturbereich profitieren zu lassen. Damit sind eine schnellere Integration und somit auch die Zusammenarbeit in kulturell gemischten Teams besser möglich. Durch erlernte und erarbeitete Erfahrungen insbesondere in den Bereichen Gastronomie, Pflege und Soziales bin ich in der Lage, im Rahmen von Workshops diese gesammelten Erfahrungen an Interessierte weiterzugeben.

Wieso bist du Mitglied in der She Means Community?

Ich habe in den 20 Jahren, die ich in Deutschland lebe, viele Antworten auf Fragen bekommen, die ich in meiner Jugend im Iran nicht stellen durfte. Hierbei waren Gespräche bei „She Means Community“ eine große Hilfe. Ich schätze besonders die guten Kontakte von „She Means Community“ zu anderen like-minded Organisationen.

Welche Frage hat dir gefehlt?

Keine – alle wichtigen Aspekte wurden angesprochen.

Wer soll „Woman of the month” im Mai 2023 werden?

Ich schlage als „Woman of the month“ im Mai Doreen Biskup vor. Ich schätze Doreen sehr, weil sie mit viel Einfühlungsvermögen und Kompetenz stets zu überzeugen vermag.

Kerstin Wünsch

Wer ist Sara Akramy?

Sara Akramy ist Inhaberin von Hampendar Events. Sara ist im Iran geboren und aufgewachsen. Seit 20 Jahren lebt sie in Deutschland und hat sich als IHK-geprüfte Veranstaltungskauffrau qualifiziert. Sara hat viel von der europäischen Kultur gelernt, die sie in ihrem Leben auch umsetzt. Im Rahmen ihres Startups hat sie ideale Voraussetzungen, durch Vergleichsmöglichkeiten Brücken zwischen der persischen, arabischen und westlichen Kultur zu schlagen. Sie ist Teilnehmerin beim Smart City Event Incubator (SCEI), Sprecherin von Ernährungsrat berlin e.V., Teil von Mehrwertvoll e.V., Mitglied in Women in Event DACH und beim gemeinnützigen Verein She Means Community.